24.07.2023
PRESSEMELDUNG der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung (GEBF):
Alternative Qualifikationswege für Lehrkräfte ohne traditionelles Lehramtsstudium in Zeiten des Lehrkräftemangels
Die Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung (GEBF) hat eine Stellungnahme zu alternativen Wegen zum Beruf der Lehrkraft verfasst, die seit mehreren Jahren in vielen Bundesländern eingeführt wurden, um dem Lehrkräftemangel zu begegnen. Diese alternativen Qualifikationswege sind mittlerweile keine „Notlösungen“ mehr, sondern verfestigen sich und haben angesichts der steigenden Zahl an Teilnehmenden Auswirkungen auf das gesamte System der Lehrkräftebildung.
Für die meisten dieser Maßnahmen lässt sich feststellen, dass sie a) keine Anbindung an Hochschulen haben und ihnen b) eine explizite wissenschaftliche Orientierung fehlt. Das damit verbundene Unterlaufen etablierter Qualifikationsstandards scheint uns spezifisch für den Beruf der Lehrkraft zu sein. Trotz des teils großen Mangels an qualifizierten Personen gibt es beispielsweise keine vergleichbaren alternativen Qualifikationsprogramme für Mediziner:innen oder Ingenieur:innen. Vermutlich träfen solche Programme auch auf wenig gesellschaftliche Akzeptanz.
Unter Berücksichtigung der vorliegenden empirischen Forschung zur Lehrkräftebildung fordert die GEBF, dass alle Lehrpersonen, die an Schulen unterrichten, die gleichen wissenschaftlichen Qualifikationen besitzen. Aus diesem Grund müssen die alternativen Qualifikationswege in Zusammenarbeit mit Hochschulen angeboten werden.
Basierend auf Modellversuchen skizzieren wir dazu einen Vorschlag für einen Quereinstiegsmaster.
Lehrkräften, die nach alternativen Modellen ausgebildet wurden, müssen im weiteren Verlauf ihrer Berufstätigkeit gezielt Fort- und Weiterbildungen angeboten werden, um die professionellen Kompetenzen im Sinne der Standards für die Lehrkräftebildung aufzubauen. Auch in diese Programme sind Hochschulen einzubinden.
Alternative Qualifikationswege ins Lehramt sind noch unzureichend überprüft und müssen den Beweis erbringen, dass ihre Absolvent:innen zumindest mittelfristig vergleichbare professionelle Kompetenzen erwerben wie traditionell ausgebildete. Dafür braucht es systematische empirische Begleitung und Evaluation. Aus einer solchen wissenschaftlichen Begleitung können auch neue Erkenntnisse darüber gewonnen werden, welche Qualifikationselemente effektiv und attraktiv sind. Sie tragen damit zur Bekämpfung des Lehrkräftemangels bei und können langfristig positive Impulse für das Bildungssystem setzen.
STELLUNGNAHME
Kontakt:
Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung (GEBF)
gebf.presse@gebf-ev.de